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Dienstag, 13. Januar 2015 12:31 Uhr

"Eltern können sachlich diskutieren“ - Erste öffentliche Sitzung des Kreiselternrates gut besucht – Fragebogen als Grundlage für runden Tisch mit Landrätin "Eltern können sachlich diskutieren“ - Erste öffentliche Sitzung des Kreiselternrates gut besucht – Frag

Eschershausen (cao). 20 Personen haben an dem großen U-förmigen Tisch in der Aula des Schulzentrums Eschershausen  Platz genommen, darunter die Mitglieder des Kreiselternrates, Hermann Schütte und Andrea Wessel vom Schulamt des Landkreises Holzminden und Gudula Viertel und Reiner Langeheine von der Niedersächsischen Landesschulbehörde. Im Publikum saßen viele Eltern und interessierte Bürger.

Die erste öffentliche Sitzung des Kreiselternrates erfreute sich eines so großen Interesses, das vom eigentlich als Veranstaltungsort geplanten Musikraum in die Aula gewechselt werden musste. Die Kreiselternratsvorsitzende Sabine Echzell erklärte, warum man sich für eine öffentliche Sitzung entschieden hatte: „Wir möchten mehr Eltern erreichen und eine größere Transparenz schaffen“. Ebenso sei das von der Politik am 8. Dezember verabschiedete Gesamtkonzept für die Schulen im Landkreis Holzminden ein weiterer Grund. „Dieser Beschluss hat für Unruhe gesorgt. Das haben wir auch zum Anlass genommen, uns zu dieser Sitzung im großen Rahmen zu treffen“, so Sabine Echzell. Schon lange habe man im Kreiselternrat das Gefühl, dass die Politik nicht richtig zuhöre. „Wir möchten nun zeigen, dass man auch mit Eltern sachlich diskutieren kann“, ist der einstimmige Tenor aller Mitglieder.

Hermann Schütte informiert über Neuerungen

Hermann Schütte vom Schulamt des Landkreises Holzminden stellte den Mitgliedern des Elternrates und allen Zuhörern die neusten Entwicklungen in der Schullandschaft des Kreises vor. In Bodenwerder sei nach einer ausführlichen Elternbefragung der Wunsch nach der Errichtung einer Integrativen Gesamtschule (IGS) zum Ausdruck gekommen. Bei der Verabschiedung des Gesamtkonzeptes am  8. Dezember habe die Politik beschlossen, sie zum Schuljahr 2015/16 zu errichten. Der Antrag auf eine Genehmigung der Errichtung sei jedoch noch nicht von der Landesschulbehörde bewilligt worden.

Die langwierige Diskussion um das Campe-Gymnasium ist laut Hermann Schütte noch nicht beendet. Es sei noch nicht sicher, ob die Stadt Holzminden die Trägerschaft übernimmt. „Was mit dem Campe-Gymnasium passiert, wird am 20.April endgültig entschieden“, so Schütte.

Schütte informierte weiterhin darüber, dass die Kreisschulen die sich in städtischer Trägerschaft befindenden Sportstätten nicht mehr benutzen dürften. Grund dafür sei die Forderung nach einem deutlich höheren Kostenausgleich. Bis zum 31. Dezember 2014 sei die Nutzung gekündigt worden. Es wurde jedoch um einen Kündigungsaufschub gebeten, um eine einvernehmliche Lösung finden zu können.

„Es gibt außerdem eine Schulgesetznovelle, die einige Änderungen vorsieht“, informierte Schütte die Anwesenden. Darin sei unter anderem festgehalten, dass ab dem Schuljahr 2015/16 die Schulzeit wieder auf 13 Jahre verlängert werde. Die Eltern im Publikum reagierten angesichts der häufigen Änderungen bei diesem Punkt mit großem Gelächter. „Weiterhin soll es eine klarere Abgrenzung von Ganztagsschulen (GTS) zu Halbtagsschulen geben. Außerdem entfällt die bisher bekannte Schullaufbahnempfehlung am Ende der Grundschulzeit und wird durch ein Empfehlungsgespräch ersetzt“, so Schütte.

Hermann Schütte gab weiterhin bekannt, dass Landrätin Angela Schürzeberg in der zweiten Januarhälfte zu einem runden Tisch einladen werde. Der runde Tisch gibt dem Kreiselternrat die Möglichkeit mitzureden und Interessen zu vertreten. An diesem runden Tisch sollen sich Kreiselternrat, Kreisschülerrat, Verwaltung und Landesschulbehörde treffen, um über die aktuellen Entwicklungen zu sprechen. Simone Harland, Kreiselternratsmitglied regte daraufhin an, auch die Schulleiter der betroffenen Schulen mit einzubeziehen.

Antrag auf Errichtung einer IGS in Stadtoldendorf

Die Wortmeldung einer interessierten Mutter versetzte viele der Anwesenden in großes Staunen. Bisher war vielen nicht bekannt, dass in Stadtoldendorf die Errichtung einer Integrativen Gesamtschule beantragt worden war. Dies sei im Zusammenhang mit der Diskussion um den Erhalt der Homburgschule geschehen. „An den Schulen in Stadtoldendorf und Eschershausen werden die Mindestschülergrenzen für den Erhalt einer Schule unterschritten“, so Hermann Schütte. Gudula Viertel von der niedersächsischen Landesschulbehörde bestätigte dies und forderte, dass eine gemeinsame Lösung für die Schulen gefunden werden müsse.

Schulsozialarbeit

„Jeder Tag ohne einen Schulsozialarbeiter ist ein verlorener Tag. Es gibt so viele Kinder die Probleme mit in die Schule bringen. Sozialpädagogische Mitarbeiter sind deshalb immens wichtig“, brachte Elton Sondhof, Kreiselternratsmitglied, zum Ausdruck. Im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepaketes waren zwei Jahre lang Mittel für die Anstellung eines Schulsozialarbeiters vorgesehen.  Nach diesen zwei Jahren liege nun die Finanzierung der Schulsozialarbeit in den Händen des Landkreises. „Die Schulsozialarbeit ist zu einer wertvollen Schnittstelle zwischen Jugendamt und Schule geworden. Wir werden den Wunsch nach einer Fortführung definitiv mit an den Runden Tisch nehmen“, so Sabine Echzell.

Demographischer Wandel

„Der demographische Wandel sorgt für eine Veränderung der Schullandschaft“, erklärt Hermann Schütte. An den öffentlichen allgemein bildenden Schulen im Landkreis Holzminden habe es im Schuljahr 1997/98 insgesamt 8670 Schüler gegeben. Im Schuljahr 2014/15 seien es nur noch 5525 Schüler. 2014 wurden 571 Kinder eingeschult. In den vierten Klassen seien insgesamt 602 Schüler. „Diese Statistiken machen deutlich, dass die Schülerzahlen immer weiter sinken. Es ist klar, dass deshalb nicht alle Schulen in dieser Form bestehen bleiben können. Aber es muss möglich sein, eine gemeinsame Lösung zu finden“, so Schütte.

Fragebogen des Kreiselternrates an die Eltern

„Wir hätten uns definitiv gewünscht, schon vor dem Beschluss des Gesamtkonzeptes am 8.Dezember zu einem runden Tisch eingeladen worden zu sein. Wir hatten häufig den Eindruck, die Politik will uns nicht zuhören“, so Sabine Echzell. Die Einladung der Landrätin zu einem runden Tisch wolle man nun aber nutzen, um die Interessen der Eltern deutlich wiederzugeben. Hierfür hat der Kreiselternrat einen Fragebogen erstellt, der als Grundlage für den runden Tisch dienen soll. Neben den Fragen nach maximalen Fahrtzeiten, der Benötigung eines Ganztagsschulangebotes und den Faktoren für die Wahl einer Schule, sowie die Zufriedenheit mit der Schule des eigenen Kindes, wird auch die Frage gestellt, was eine „gute Schule“ ausmacht. Außerdem können die Eltern angeben, ob sie sich ausreichend informiert und mit ihren Interessen angemessen wahrgenommen und vertreten fühlen. Eltern die bei der gestrigen Sitzung nicht dabei waren, finden den Fragebogen auf der Seite des Kreiselternrates kreiselternratholzminden.wordpress.com und sind eingeladen ihn innerhalb der nächsten zehn Tage nachträglich auszufüllen und dem Kreiselternrat zukommen zu lassen. Auch weitere Informationen zur Arbeit des Kreiselternrates finden sich auf dieser Internetseite.

Weitere Termine

„Wir sind sehr positiv überrascht von dem großen Interesse und der Vielzahl von Menschen, die gekommen sind“, freut sich Sabine Echzell. Sie hat die Eltern und interessierten Bürger dazu aufgerufen die Schulausschusssitzung am Dienstag, 17. März um 15 Uhr und die Kreistagssitzung am Montag, 20. April um 15 Uhr zu besuchen. Beide Veranstaltungen finden im Sitzungssaal des Kreishauses in Holzminden statt. „Es ist sehr wichtig, die Interessen der Eltern in den politischen Gremien immer wieder deutlich zum Ausdruck zu bringen, um die Schullandschaft in Holzminden und damit auch die Schulsituation der Kinder zu verbessern“, sind sich die Mitglieder des Kreiselternrates einig.



Fotos: cao

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